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Thema: Kühn war das Wort, weil es die Tat nicht war. Der Mensch im Konfliktfeld zwischen Rebellion und Gehorsam.Interpretieren und analysieren sie aus " Wallensteins Tod " von Friedrich Schiller die zweite Szene aus dem zweiten Akt.

Eins Menschen zwischen Rebellion und Gehorsam ist oftmals auch ein Mensch zwischen Sieg und Niederlage - ein Mensch zwischen Leben und Tod. Aber ins Leben der Klassik und somit auch zu Zeiten Schillers war eine Maxime im Leben die Sittlichkeit und der Gehorsam. Doch hieß es auch, daß die Tat den Menschen mache und somit das gesprochene Wort der Vollendung durch die Tat bedarf. Was ist aber dann mit jenen Menschen deren Worten eine unsittliche oder ungehorsame Tat nach sich zieht? Was macht ein Menschen, wenn er, wie Wallenstein eine Entscheidung über Leben und Tod Treffen muß? Sicherlich wird er Ersteres wählen, auch wenn es ein sündiges Leben ist.

Wallenstein ist in genau dieser Lage: der Herzog von Friedland und Mecklenburg der den Kaiser einst auf eigene Kosten unterstützte und viele glorreiche Schlachten gewann, ist nun den Habsburgern zu mächtig geworden und aus seinem Amt enthoben. Seine Verhandlungen mit den Schweden haben ihn in Verruf am kaiserlichen Hof zu Wien gebracht, was 1634 offiziell in einem kaiserlichen Patent endete, welches die Tötung Wallensteins befahl. Doch bei Schiller wird Wallensteins Hoffnung noch aufrecht erhalten, genährt durch den Glauben, im Bündnis mit den Schweden, doch noch den Frieden realisieren zu können.

Doch sein einstiger Lieblingsschüler Max Piccolomini zerstörte mit seiner, auf strengen Gehorsam bedachten Art, diese letzte Chance, denn mit dem späteren Fall von Max ist auch der Wallensteins besiegelt. Als sich Max in der zweiten Szene des zweiten Akts zu Wallenstein begibt, um ihn von dessen Vorhaben abzubringen, wird er gleich zu Beginn vor den Kopf gestoßen: Seine Anrede " Mein General-" wird von Wallenstein sofort abgewiesen, wenn es jene Anrede für den General eines kaiserlichen Militärs ist. Er zeigt damit bereits, daß er seinen Entschluß schon vollzogen hat, was er in seinem folgenden kurzen Redeanteil auch kurz und knapp bestätigt. Doch er zeigt auch, daß er im festen Glauben ist, daß sein Herr diesen Schritt der Entsagung vom Kaiser mit ihm vollziehen würde. In diesem Teil des Gesprächs ist Wallenstein auch die dominante Person, denn er begegnet den emotionale begleiteten Fragen von Max mit kurzen präzisen und emotionslosen Antworten, die durch ihre Stärke jegliche Gegenrede abschwächen.

Doch dann setzt sich Wallenstein - ein Symbol für die schwerwiegende Stärke des einst so übergroßen Mannes? Auf jeden Fall bedeutet es den Abbau der Distanz in diesen Dialog zwischen ihm und Max. Er ist jetzt nicht mehr der stramme General, sondern ein Menschen und als solcher versucht er nun sein Handeln zu rechtfertigen.Dabei kommt auch wieder der klassische Grundsatz, Menschen and ihren Taten statt an ihren Worten zu messen, zum Tragen. Wallenstein wollte sein Vorhaben erst absichern und vorbereiten bevor er Max davon in Kenntnis setzen würde.

Er versuchte mit einem starken Pathos die Gegensätze seiner Lage verständlich zu machen.Er spricht von Herz und Pflicht, der " Wohlstand, keine Wahl zu haben " und daß die Gunst eine Notwendigkeit sei. Er sagt, er müsse von zwei Übeln eines ergreifen - gewählt hat er dabei nicht das klassisch Ideale, was seinen Untergang in Gehorsam und Pflichtgefühl bedeuten würde, sondern jenes, was zwar nicht konform mit den Lebensidealen der damaligen Zeit gibt, dafür jedoch die Chance auf Leben in sich bürgt.

Daß die Notwendigkeit dieser Entscheidung besteht, wird im folgenden Anstrich deutlich. Wallenstein ändert seinen Redestil abrupt vom pathetischen zum überemotionalen, zwingenden, unausweichlichen Auffordern zum Handeln. Dabei spricht er auch Max an, was seine Hoffnung zeigt, daß Max ihm folgen würde. Diese zwingende, emotionale Stimmung wird dabei durch die Häufung der Anführungszeichen und der kurzen Sätze und Aufforderungen erzeugt. Nach einer kurzen Pause-dem zweiten Anstrich-sagt Wallenstein dann deutlich, daß sein Untergang vom Wiener Hof bereits beschlossen sei, er doch nicht gewillt ist, sich diesem Beschluß zu fügen und damit die Entgültigkeit seines Beschlusses bereits feststeht. Dann überrascht er Max: er spricht davon, daß Sie beide sich mit den Schweden verbinden werden. Mit seiner Bitte an Max, nicht jetzt schon zu antworten, um nicht einen voreiligen, falschen Entschluß zu fassen, ist vorerst alles von Wallenstein gesagt und der erste Teil des Gesprächs beendet.

Als Wallenstein dann wieder zu Max hinzukommt, beginnt dieser langsam die Gesprächsführung an sich zu nehmen. Er schildert sein Bild von Wallenstein – jenes, was er bis vor kurzem hatte und jenes, daß sich ihm jetzt bietet. Letzteres bringt ihn in einen Zwiespalt zwischen seinem Herzen und Wallenstein, zwischen Vergangenheit und Zukunft, zwischen Menschenideal der Klassik und Menschlichkeit.

Wallenstein begegnet dem mit einer moralischen Rede, in der er aufzeigt, daß es nicht immer einen besten Weg gibt und man sich manchmal zwischen zwei wichtigen Dingen für das Eine entscheiden muß. Diese Situation bezeichnet er als Krieg und verlangt von Max, sich zwischen ihm und dem Kaiser zu entscheiden.

Das Wort "Krieg" jedoch bringt Max` Gefühlschaos zum Ausbruch. Das Wort Krieg aus dem Mund des Friedländers! Wie kann jemand, der den Frieden will, den Krieg als Mittel sehen? Wie kann es in der Gesellschaft sein, daß ein Heer gegen seinen Kaiser kämpft? Damit erreicht die Wut und die Enttäuschung über Wallensteins Entschluß ihren Höhepunkt. Das Götterbild Wallenstein ist für Max zerstört.

Dies ist einen typische Erscheinung für die Weimarer Klassik, wo es für den Menschen als Grundsatz galt, im Leben durch Taten zum Ewigen im Himmel zu werden. Ein Mensch war und ist kein Gott. Dennoch fühlt sich Max noch an Wallenstein gebunden. Er glaubt noch an seine Vernunft, auch wenn sich schon ein Großteil seines Körpers bzw. seines Geistes dagegen sträubt. Um diese letzte Vernunft in Wallenstein zu wecken, nimmt er die Gesprächsführung an sich und läßt Wallenstein zunächst keine Chance zur Reaktion.

Max glaubt daran, daß das Gute in Wallenstein lediglich von seiner Einbildung, von bösen Mächten auf diesen, den falschen Weg geleitet wurde.

Wenn sich Wallenstein jetzt besinnen würde, wäre es der richtige Schritt und der Fehler könne verziehen werden, denn es kann Irrwege in der Menschheit geben, doch am Ende muß man zurückkehren auf den "richtigen" Lebensweg. Dieser Grundsatz, daß das Gute im Menschen am Ende stets siegen wird, ist ebenfalls ein Motiv der Weimarer Klassik und taucht wenig später auch wieder in Goethes "Faust" im "Prolog im Himmel" auf. Dort heißt es: "Es irrt der Mensch, solange er strebt." Ebenso soll auch in diesem Stück am Ende stets das Gute siegen.

Als Wallenstein sich dann rechtfertigt, sagte er, er sei sich der Folgen bewußt, doch die Situation läßt ihm keine Wahl. Die Entscheidung zwischen Gewalt und Leiden läßt für ihn nur eine Entscheidung zu: Gewalt.

Doch das kann und will Max nicht akzeptieren. Mit dem energischen, kurzen Ausruf "Sei`s denn!" macht er deutlich, daß das Leiden für ihn nicht nur moralisch, sondern auch menschlich der richtige Weg ist. Nicht der Bruch mit dem Kaiser ist das eigentliche Schlimme für ihn – es ist der Verrat.

Das Wort Verrat bzw. Verräter wir d von Max mehrfach wiederholt und immer durch ein Ausrufezeichen verstärkt, um die Schwere dieses Verbrechens aufzuzeigen. Verrat ist für Max ein Verbrechen der Hölle und somit eines göttlichen Menschen, wie Wallenstein, nicht würdig. Die Emphase, die Max in diesem Sprechakt legt, wird jedoch durch ein Wort von Wallenstein zunichte gemacht. Er stellt Max als leichtfertigen Jugendlichen hin – ein abwertendes, vernichtendes Urteil für Max` vorherige Aussagen, steht doch Jugend für unerfahren, also damit im Gegensatz zum Alter und der damit assoziierten Weisheit Wallensteins.

In mehreren Metaphern behauptet Wallenstein, daß es für die Jugend immer nur ein Positiv oder Negativ gäbe, versucht aber gleichzeitig zu erklären, daß diese Zuordnung nicht immer gerecht ist, daß Gedanken in der Praxis oftmals ihre Vollkommenheit verlieren und daß man im Leben nicht immer im Einklang mit allen Regeln und Sitten sein kann, wenn man überleben möchte. Die Welt regiert, nach Wallenstein, das Böse und alles Gute, aller Reichtum wird vom Bösen geschaffen. Doch für Max ist diese Vorstellung absurd. Er warnt Wallenstein vor diesen Mächten, die zwar das Gute versprechen, jedoch nur eine Illusion des Bösen seien, die ihn noch tiefer in den Abgrund ziehen. Und um sein Wort zu Wallenstein noch mehr Gewicht zu verleihen, schlägt er vor, ihn am Hofe zu verteidigen, denn Max hat gesehen, daß nur einfache Worte Wallenstein nicht zur Abkehr von seinem Vorhaben bewegen können.

Auch hier läßt sich wieder die Parallele zu Goethe ziehen, wo es Gretchen war, die die Gefahr erkannte und Faust derjenige, der sie nicht wahrhaben wollte.

Auch Wallenstein läßt sich nicht auf Max ein. Seine kurzen Begründungen, Max wisse nicht, was geschehen sei und es sein zu spät, werden von Max verurteilt.

Sollte ein Verbrechen der einzige Weg sein, dann solle man lieber mit reinem Gewissen und Würde fallen, so Max. Dieser Weg sei ehrenhaft und Max würde ihn gar mit Wallenstein gemeinsam gehen.

Doch der zeigt sich unbeeindruckt.

Im Folgenden tritt ein für die Weimarer Klassik typisches Phänomen auf: der Bezug zur römischen Zeit. Wallenstein vergleicht sich mit Cäsar und behauptet von sich, dessen Geist zu spüren. Durch diesen Vergleich mit einer großen bekannten Figur wird Wallenstein emporgehoben und kann zugleich sein Handeln rechtfertigen.

Damit ist Max am Ende. Seine Gefühle können nicht mehr an Wallenstein festhalten und Wallenstein selbst zerstört den letzten Glauben von Max an ihn.

Mit Wallenstein ist so eine klassische Figur von Schiller geschaffen worden, die klassiktypisch das Wesen der Menschen am Beispiel eines ganz besonderen, eines "Übermenschen" zeigt. Es zeigt, daß niemand seinem Schicksal entgehen kann und man oftmals nicht wissen kann, oder es einfach nicht sagen kann, welches der richtige Weg ist und von dem allen niemand, auch nicht die Besten, ausgenommen sind. Es zeigt aber auch, daß in der Aktion die Chance zum Überleben liegt, denn wer sich seinem Schicksal willenlos ergibt, gibt sich selber und sein Leben auf, und das liegt nicht im Wesen des Menschen.


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