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Johann Wolfgang Goethe - Faust

 
Faust das Werk der Klassiküberhaupt.
Thema: Menschen ("Hier bin ich Mensch, hier darf ich´s sein!")
 
Themen im Einzelnen:
 
1. Steben nach Perfektheit
2. Einfügung des Menschen in die Natur
3. Geist als Übermacht
4. Suche nach Lebensgenuß
5. Vorzug dem formlosen Gehalt, vor der leeren Form.
   Gehalt bringt die Form mit, Form ist nie ohne Gehalt.
   =Lieber Geld als Portemonnaie, als Portemonnai ohne Geld.
    Wer Geld hat, hat auch ein P., wer ein P. hat, hat auch Geld.
 
Goethe zu Eckermann aus Faust:
"Ich habe ihn (Faust) auf Postpapier geschrieben und nichts 
daran gestrichen, denn ich hütete mich, eine Zeile 
niederzuschreiben, die nicht guit war und nicht bestehen konnte."
 
Geschichte von Faust
 
1. Die Person Faust
 
-geb.1480 in Knittlingen bei Maulbronn oder Helmstedt bei 
 Heidelberg
-Vorname: Johann oder Georg oder Georg Zabel (lat. Georgius 
 Sabellicus)
-Faustus eventl. erst später als Beiname (lat. der 
 Glückhafte, Glückliche)
 
-behauptete übernatürliche Fähigkeiten zu besitzen
-war Astrolog, Zauberer und erstellte Horoskope
-sagte, er könne die Wunder Christis wiederholen
-wohnte in Kreuznach, Erfurt, Bamberg, Köln, Ingolstadt und 
 Nürnberg
-um 1540 in der Nähe von Freiburg gestorben (Mord?)
-Durchschnittstyp mit verborgener Persönlichkeit
-durchschaute den damaligen Aberglauben
 
-nach seinem Tod, wurde er in Legenden als Rebell dargestellt 
 =>mitte 16.Jhd. Verketzerung des Faust
 
Faust in der Literatur:
 
Christoph Roßhirt: "Erzählungen vom Zauberer 
Faust"(1570)
Volksbuch des Doktor Faust:
  -Faust als abscheuliches Exempel
  -endet mit schrecklicher Höllenfahrt als Strafe für 
   Teufelsbündnis und Abkehrung von der Kirche
  -jegliche Sympathie mit Faust galt als sträflich
Christopher Marlowes:"Tragical History of Doctor Faust" 
(Ende 16Jhd.)
Puppenspiele und Lieder zu Faust enstehen, doch Verketzerung bleibt
Maximilian Klinger: "Fausts Leben, Taten und Höllenfahrt"
 
 
Faust von Goethe:
  -Sympathie mit der von Goethe neu "erschaffenen" Legende
  -Transferierung der Geschichte in die damalige Zeit
  -Mephisto Faust Beziehung geändert;
     -Früher: Pakt=> Herr-Diener Prinzip
     -Jetzt: Wette=>Gleichberechtigung=>Kampf um Sieg
      =>Chancen für beide
 
Lessing hatte auch Faustträgödie, bei der Faust dem Teufel 
zwar entkommt, ihn aber nicht besiegt.
  
Weitere Werke:
 
Nikolas Lenau "Faust", 1836
Christian Dietrich Grabbes "Don Juan und Faust", 1829
 
2.  Der Urfaust
  
-Goethe kannte Puppenspiel und bezeichnet es als Grundlage 
 für seinen Faust
-1768-1772 Identifikation mit Faust, da Goethe im gleichen 
 Alter war=>Interesse
-Goethe wollte seine Gedanken, Bilder und Probleme zur 
 Verarbeitung in Gedichte fassen
-Faust als Autobiographie:
  -Auerbachs Keller mit verkommenen Studenten
  -Goethe sah dort auch die ausgestellten Bilder von Faust
-1770/71 erste Szenen zum Faust in Straßburg
-Enstehung der Gretchentragödie, August 1771:
  -Trennung von Frederike Brion
  -Kindsmörderinprozeß Margaretha Brand, uneheliches 
   Kind=>Todesurteil
  -lernte Charlotte Butt in Wetzlar kennen=>Gestalt Gretchens
-Fertigstellung der überlieferten Version zw. 1773-75
-weitere Ausführung mgl. jedoch zerstört
-bereits 1775 hatte Goethe erste Ideen
 für den 2. Teil
-bis 1786 keine weitere Arbeit an Faust
 
3. Faust ein Fragment
 
-1786 Flucht aus Weimar nach Italien =>Aufnahme des Faust
-Szene "Hexenküche" entsteht
-Transferierung des Faust in Versform
-Faust verliert Magierrolle an Mephisto =>Lösung vom Volksbuch
-Veröffentlichung 1790 zur Ostermesse
=>Fragment deutete auf Aufgabe und Unvollständigkeut des Werkes hin
 
4. Faust I
 
-Schiller drängt, doch Goethe greift Faust erst 1797 wieder auf
-Schiller als Motivator
-"Vorspiel auf dem Theater" und "Prolog im Himmel" 
 entstehen
-Pause bis 1798
-Gruundkonzept steht, die Szenen werden in loser Folge entwickelt
-Goethe zu Faust:"Hexenprodukt"
-Um 1800 wieder Stocken der Arbeit, doch Schiller schafft die 
 Remotivation
-bereits Gedanken über das Ende des 2. Teils
-1801 erneute Probleme, Schiller befürchtet, die Fertigstellung 
 nicht mehr zu erleben, womit er recht hat
-9/1805 wieder Arbeit an Faust (Schiller tot)
-1808 Druck des Faust I - Vortstellung zur Ostermesse
=>Faust - erster Teil war eine Ankündigung der Fortsetzung und 
  zeugte von mehr Zuversicht als das Fragment.
 
5. Faust II
 
-erst 1825 wieder Arbeit am Faust II
-dann intensive Arbeit bis 1831
-Fertigstellung im Juli 1831
Goethe:"Mein ferneres Leben kann ich nunmehr als ein reines 
       Geschenk ansehen und es ist im Grunde einerlei, ob und was 
       ich noch etwa tue."
-1832 nochmalige Überarbeitung einiger Szenen bis 5 Tage vor 
 Goethes Tod
-Erste vollständige Faust Ausgabe erst nach Goethes Tod
-1829 Faust kommt auf die Bühne
 
Personenkonstellationen im Faust von Goethe
 
-Eckermann-Goethe:"Hat nicht auch der Mephistopheles dämonische
 Züge?"
 "Nein, der Mephistopheles ist ein viel zu negatives Wesen, das 
 Dämonische aber äußert sich  in einer durchaus 
 positiven Tatkraft."(1831)
-Marx über Faust:"Ensemble gesellschafftlicher 
 Verhältnisse."
-Faust als Ebenbild der Ausbeutergesellschaft, die alles Alte 
 zerstört, ehe sie neues entstehen lassen kann."
-im Faust durchlaufen die Akteure verschiedene Charakterphasen:
1.Faust:deprimierter Prof.->verliebter Jüngling->Mörder
  ->Verzweifelung
2.Gretchen:unschuldiges Mädchen->verliebt->Mörderin
  ->Häftling->Gerettete
3.Mephisto:geprellter Engel->spionierendes, schleichendes Tier
  ->Retter->Gönner->Helfer->Böse
-Faust zeigt das Bewährungsschicksal des Menschen
-Konfliklösung birgt neuen Konflikt in sich
-Darstellung der Evolution ohne Illusion
-Mephisto als das Böse im Leben, aber auch als Möglichkeit 
 zu dessen Überwindung; das Böse verneint stets:
 "Ich bin der Geist der stets verneint."-
 Mephisto;er ist entwicklungsfeindlich:
 "Drum wär´s besser, wenn nichts entstünde"
 =>Menschen machen mit Veränderung ihre eigene Geschichte
 =>da Mephisto sich jedoch selbst verändert, ist er ein 
   Widerspruch in sich, er widerlegt sich selber und verliert 
   somit seine zwingende Dominanz über Faust
 Mephisto: Vernuft hat als Ziel, damit der Mensch tierischer als 
 jedes Tier ist;
 Höherentwicklungen sind nur scheinbar und verlangen zwingend 
 nach einem Rückschritt (Prolog im Himmel, Gleichnis mit der 
 Grille)
-Zeigen, das Christentum und Humanität nicht identifizierbar 
 sind (Studierzimmer, Mephisto als Gelehrter)
-kleinbürgerliches Lebensmillieu durch Gretchen dargestellt
-Kritik am stagnierenden Hochschulbetrieb (Studierzimmer, 
 Auerbacher Keller) ->eigentlich umfangreicher geplant
-Faust ist gesellschaftskritisch, zeigt die Gier nach Anerkennung, 
 Macht und Egoismus
 
Brecht:"Mephisto und Gretchen - zwei der schönsten Figuren 
       des Welttheaters können leicht dazu verführen, als 
       Hauptpersonen behandelt zu werden; das darf nicht passieren,
       sind sie doch nur wichtig wegen der Wirkung, die Faust, die 
       einzige Hauptfigur auf sie ausübt oder von ihnen bezieht."
 

Jens Koopmann

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