Die Geschichte der Stadt Berlin

Im Jahre 1987 feierte die Stadt Berlin ihr 750-jähriges Bestehen. Eigentlich ist sie damit im europäischen Vergleich eine gar nicht mal so alte Stadt, doch wenn man in die Chroniken blickt, so wird man merken, daß dieses Jubiläum einerseits die Stadt älter macht als sie es tatsächlich ist und andererseits einen bereits wesentlich früheren Ursprung verschleiert, denn die Geschichte von Menschen auf dem heutigen Gebiet Berlin reicht bis in das Jahr 8000 v. Chr. zurück. Dort fand erstmals eine Besiedlung der Gegend statt.
Das nächste Datum, was auf Menschen in diesem Gebiet hinweist, ist um 700 v. Chr. In dieser Zeit frühgermanische Stämme in dieser Gegend. Diese wurde im 6. und 7. Jhd. n. Chr. durch westslawische Stämme ersetzt.
Ein erstes Oberhaupt findet die Siedlung in Markgraf Albrecht der Bär, der Markgraf von Brandenburg war. Dies geschah knapp 100 Jahre vor dem, in den Büchern stehenden Geburtstermin von Berlin. Kurz darauf kam es zur ersten urkundlichen Nennung von einigen kleinen Siedlungen, die heute ein Teil Berlins sind. Dazu gehören Spandau (1197), Wedding (1251) und Schöneberg (1264). Zwischendrin im Jahre 1237 kam erstmals der Name des Stadtteils Cölln auf, der eine Hälfte des historischen Berlins ausmacht. Dieses Jahr wurde demnach auch als Geburtsjahr der Stadt Berlin festgelegt, doch urkundlich wurde Berlin als Stadt erstmals sieben Jahre später erwähnt, im Jahre 1244.
Rund 60 Jahre später kam es dann zur Vereinigung der Städte Berlin und Cölln.
Das das Gebiet um Berlin beliebt war bei Siedlern, hatte einen einfachen Grund: Die Stadt lag zentral und konnte als Verkehrsknotenpunkt zwischen Ost und West dienen und zudem bot die Stadt genug Wasser für die Menschen und dies war stets in der Geschichte ein Kriterium,nachdem die Menschen ihre Bleibe auswählten.
Wenige Jahre danach tauchte dann auch das Berliner Wappentier, der Bär, erstmals auf einer Urkunde auf. Woher die Stadt gerade dieses Tier als Wappensymbol hat, kann man nur vermuten, wobei man sich gut verstellen könnte, daß dieses Wappentier in Hinsicht auf den oben erwähnten ersten Heerschers über Berlin ausgewählt wurde, da dessen Beiname ebenfalls "der Bär" war.
Der Aufstieg Berlins geht vorerst noch weiter und so erwirbt die Stadt 1369 das Münzrecht. Doch dann kommt es Schlag auf Schlag: innerhalb von vier Jahren vernichten zwei Brände Großteile der Stadt (1376/1380).

35 Jahre später beginnt dann eine neue Ära in der Heerschaft über Berlin: die Hohenzollern kommen an die Macht,zunächst mit Friedrich I und dann mit dessen Nachfolger Friedrich II, der den Grundstein für das Hohenzollern-Schloß im Zentrum Berlins legen ließ. Dieses Schloß sollte über die Jahrhunderte zu einem der schönsten Schlösser der Welt werden, bis es in den fünfziger Jahren gesprengt wurde.
Der nächste Rückschlag kommt von 1576 bis 1611. In diesen Jahren wütet die Pest in der Stadt und fordert weit über 10000 Tote. Am Ende blieben ihr zwischen 10000 und 12000 Einwohner, doch zum Luftholen hatte man kaum Zeit, denn bereits 1618 begann der 30-jährige Krieg, der bis 1648 die Bevölkerungszahl der Stadt bis auf 6000 reduziert hat.

Nichtsdestotrotz, Berlin gibt nicht auf. Ab 1640 beginnt die Heerschaft von Kurfürst Friedrich Wilhelm. In seiner Amtszeit wird Berlin zur Festung ausgebaut und der Grunstein für einen Straße gelegt, die heute den Namen "Unter den Linden" trägt. Zudem gewinnt Berlin an wirtschaftlicher Bedeutung, nachdem 1669 der Oder-Spree-Kanal fertiggestellt ist und Berlin nun als Umschlaghafen fungierte zwischen Breslau und Hamburg.
Desweiteren steigt Berlin Bevölkerung durch das Potsdamer Edikt welches die Aufnahme vertriebener Hugenotten aus Frankreich beinhaltete. Der Anteil der Franzosen in Berlin stieg so auf bis zu 10 %.

Nach Friedrich I kam 1688 Kurfürst Friedrich II an die Macht, der sich 1701 selbst krönte. Zudem wurde in dieser Zeit die Friedrichstadt gegründet, die sich heute rund um die Friedrichstraße ergründet. Lange Zeit konnte sich Friedrichstadt jedoch nicht an seiner Eigenständigkeit erfreuen, denn 1709 wurden Berlin, Cölln, Friedrichswerder, Dorotheenstadt und Friedrichstadt vereinigt und waren nun gemeinsam die Königsstadt Berlin, die kurz darauf bereits an die 60000 Einwohner zählte. Die Stadt wuchs und wuchs und sie war auf dem besten Weg eine Metropole von Weltcharakter zu werden.Die nächsten Oberhäupter, Friedrich Wilhelm I (der "Soldatenkönig") und Friedrich II führten diesen Weg fort, bis 1756. In diesem Jahr brach der siebenjährige Krieg aus und Berlin fiel in die Hände von österreichischen und russischen Truppen.
Seinen literarischen Höhepunkt erreichte die Stadt Ende des 18. Jahrhunderts, als viele Dichter der Romantik hier ihre kreative Zuflucht fanden.

Um 1800 schließlich war Berlin nach London und Paris die drittgrößte Stadt Europas. Doch wie schon so oft zuvor kam auf diesmal wieder ein herber Rückschlag auf die Stadt zu: Zwischen 1806 und 1808 besetzen die Truppen Napoleons Berlin und verhindern so kurzzeitig einen weiteren Aufschwung.
Nach den Befreiungskriegen 1813 beginnt man 1816 mit dem Neuaufbau Berlins. Dafür hat man Karl Friedrich Schinkel, Daniel Rauch und Peter Joseph Lenné in die Stadt geholt und das von ihnen geprägte Stadtbild kann man noch heute an einigen der schönsten Ecken von Berlin bewundern.
In dieser Zeit beginnt auch in Berlin die Industrialisierung und so fahren jetzt Dampfschiffe auf der Spree und Gaslaternen erhellen die Straße Unter den Linden. Desweiteren wird 1838 die erste Eisenbahnlinie zwischen Berlin und Potsdam eröffnet und die ersten Pferdeomnibusse eingesetzt.
Berlin wird in der Folgezeit unter Friedrich Wilhelm IV zu einer der bedeutendsten Industriestädte Europas. Dieser wird 1861 von König Wilhelm I von Preußen abgelöst,der sich dann auch zum ersten deutschen Kaiser ausrufen läßt. Berlin wird dann auch 1871 Hauptstadt des Deutschen Reiches und hat mittlerweile 823000 Einwohner angezogen.

Nachdem die Elektrifizierung begonnen hat, hat Berlin ein erstes "Telefonnetz" mit 45 Teilnehmern. Zudem verfügt es über die erste elektrische Straßenbahn der Welt.
Nach dem Tode Wilhelm I führt kurzfristig (99 Tage) Friedrich III die Regierung bevor sein Sohn Wilhelm I die Staatsgeschäfte an sich nimmt.

1894 dann wird ein weiteres Wahrzeichen Berlins eingeweiht: der Reichstag. Er wird bis zum Reichstagsbrand Regierungssitz des Parlamentes bleiben und sollte dann erst gegen Ende des Jahrtausends wieder in den Genuß von politischen Sitzungen kommen.
Acht Jahre später bekommt Berlin seine erste U-Bahn.
Die Koordinierung des Verkehrs nimmt fortan in Berlin eine ständig wachsende Stellung ein, denn mittlerweile hat es über 1,9 Millionen Menschen in die Stadt veschlagen.

Dann folgt der erste Weltkrieg. Nach der anfänglichen Begeisterung folgt die große Ernüchterung, als die Niederlage bevorsteht. Das Deutsche Kaiserreich zerfällt und Scheidemann und Liebknecht verkünden in Berlin die Deutsche Republik. Diese Republik und somit auch Berlin leiden in den ersten Jahren stark unter dem Versailler Vertrag und der hohen Inflation. Erst 1923 wendet sich das Blatt und die sogenannten "goldenen Zwanziger" beginnen. Berlin entwickelt sich nun weiter zu einem der führenden Kultur- und Wirtschaftszentren Deutschlands. Dies wird auch durch die erste Funkausstellung 1924 symbolisiert, die bis heute als beliebte Messe erhalten geblieben ist.

Doch mit der Wetwirtschaftskrise 1929 kommt auch für das aufgeblühte Berlin das Donnerwetter. Innerhalb kurzer Zeit gibt es 600000 Arbeitslose in der Stadt und die Stimmung wird zunehmends schlechter und führt bis 1933 zur Machtergreifung der NSDAP.
In der Folge kommt es mehr und mehr zur Judenverhetzung in Berlin und es werden täglich mehr Anschläge auf Juden verübt.

Ein Highlight dieser sonst so schrecklichen Zeit sind die Olympischen Sommerspiele 1936 von denen noch heute das imposante Olympiastadium zeugt. Doch dies sollte der vorerst letzte ruhmvolle Moment in der Geschichte Berlins sein, denn es folgen die Reichskristallnacht sowie der zweite Weltkrieg. Zu dessen Beginn hatte Berlin 4,3 Millionen Einwohner. Während des Krieges werden die Juden aus Berlin deportiert und man diskutiert in der Stadt über Lösungen für das "Judenproblem".

Doch die Niederlage war unaufhaltbar und so fiel auch Berlin unter den Bombenhagel der vieles zerstörte und das Stadtbild komplett veränderte.
1945 unterzeichnet man in Berlin Karlshorst die bedingungslose Kapitulation der Deutschen und es beginnt die Heerschaft der Alliierten in der Stadt, die nunmehr noch 2,8 Millionen Einwohner zählte. Doch die einstige Partnerschafft zwischen den Russen und den Westmächten zerbrach schnell an den unterschiedlichen Weltanschauungen und so bildete sich bis 1949 die zweigeteilte Stadt heraus, die bis 1989 zum Symbol für das geteilte Deutschland und den kalten Krieg wurde. Traurige Höhepunkte dieses Szenarios sind die Berlin-Blockade 1948, der Aufstand in Ostberlin am 17. Juni 1953 und der Mauerbau 1961.

Erst langsam findet die Stadt wieder zueinander. Nach und nach werden Transitabkommen abgeschlossen,die es zumindest Rentnern ermöglichten von einem Teil Berlins in den nächsten zu kommen. Doch nicht zu vergessen sind auch die mißglückten Fluchtversuche aus Ost-Berlin, die meist mit Schüssen der Grenzsoldaten der NVA endeten.

1987 feiert die Stadt dann wieder einmal und zwar diesmal sich selbst - Berlin wird 750 Jahre, doch im Ostteil der Stadt brodelt es bereits. Überall merkt man,daß es in der DDR ernsthafte Probleme gibt.
Zwei Jahre später platzt nach dem herausgekommenen Wahlbetrug den Menschen in Ostberlin der Kragen: Sie demonstrieren und fordern endlich Demokratie in der DDR.Berlin wird dabei Schauplatz mehrerer Massenkundgebungen und entwickelt sich zu einem pulsierenden Vulkan, der am 9. November 1989 in einen riesigen Freudentaumel ausbricht, als sich die Mauer endlich öffnet.
Bereits ein Jahr später, am 3. Oktober 1990 ist Deutschland wieder einig Vaterland und Berlin kann nach langer Zeit endlich wieder beginnen sich als Hauptstadt zu fühlen. Seitdem ist Berlin in einem ständigen Umbruch inbegriffen, weshalb es auch heute noch die größte Baustelle Europas ist.
Jens Koopmann, 1999

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