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Die Karte - Eine Kriminalgeschichte von Jens Koopmann

1. Rubert und Pfeiffer

"Kommen sie, ich bringe sie noch zu Tür ", sagte Frau Sommer,eine attraktive Dame,der der Erfolg ins Gesicht geschrieben war,zu ihren Gästen. Mit wiegendem Schritt ging sie zu der modernen Sicherheitstür ihrer Wohnung. Als ihre Gäste gegangen waren, sagte sie zu ihrem Mann, daß sie müde sei und jetzt zu Bett gehen würde. Er, ein Mann um die 50, stimmte ihr zu und folgte ihr schweren Fußes ins Schlafzimmer, wo wenige Minuten später das Licht erlosch.
Am nächsten Morgen, dem 8. August, war ein schöner Tag: Die Sonne schien, die Vögel zwitscherten und überhaupt schien alles in bester Harmonie zu sein.
Als Frau Baum, die etwas ältere Nachbarin der Sommers, an diesem Morgen aufwachte schien ihr irgendetwas zu mißfallen. Irgendetwas stimmte nicht, sie wußte bloß nicht was es war. Als sie, wie jeden Morgen, für ihren Mann die Zeitung holen wollte, da dieser Aktionär an der Börse war und es beim Frühstück genoß den Wirtschaftsteil zu studieren, bemerkte sie, daß die Zeitung vor Sommers Wohnung noch nicht hereingeholt wurde, es jedoch schon 10 Uhr war. "Das ist doch sonst nicht ihre Art, die Zeitung vor der Tür zu lassen ", dachte sie sich, als bei ihren Nachbarn klingelte. Es blieb alles still, niemand öffnete. Auch nach nochmaligem Klingeln regte sich nichts. Langsam machte sich die 72-jährige Frau Baum sorgen. "Da wird doch wohl nichts passiert sein ?",dachte sie sich, während sie nach draußen ging, um zu schauen,ob die Sommers überhaupt zu Hause waren. Vor der Tür war alles noch so wie am Vorabend, sie mußten also noch in der Wohnung sein. Gedankenversunken ging sie zurück ins Haus.Als sie Stunden später immer noch die Zeitung vor der Nachbarswohnung sah, wußte sie sich nicht mehr anders zu helfen, sie rief die Polizei an. Dort sagte man ihr, daß sie sich keine Sorgen machen solle, man würde einen Mann vorbeischicken. Als dieser 20 Minuten später um 2 Uhr 30 ankam, brachte er den Vermieter gleich mit, da dieser einen Schlüssel für die Wohnung besaß. Als die drei, Frau Baum, der Vermieter und der Polizist, die Wohnung betraten, fiel ihnen auf, daß es zog.Es mußte irgendwo ein Fenster offen sein. Unsicher gingen sie weiter bis sie im Wohnzimmer angekommen waren, welches ein Fenster zur Hofseite hatte, worin sich ein Loch befand. "Keine Frage ", sagte der Polizist," von hier kommt der Wind. Doch was hat das zu bedeuten ?". Er ahnte in diesem Moment noch nicht, daß er die Antwort in wenigen Minuten finden würde. Als sie weiter in die Küche gingen, stellten sie fest, daß alles seine Ordnung hatte. Von einem unbekannten Gefühl beflügelt gingen sie weiter ins Schlafzimmer. Was sie dort sahen, wollten sie erst gar nicht glauben : die Sommers schliefen noch. Erst als sie näher herangingen, sahen sie die schreckliche Wahrheit : die gestern noch so fröhlich gewesenen Nachbarn hatten Stiche in der Brust, in den Armen und ihren Beinen. Sie waren tot. Frau Baum schrie laut auf und rannte zu Tür hinaus, direkt in die Arme ihres Mannes, in denen sie sogleich zusammenbrach. Der Polizist, offentsichtlich auch unter Schock stehend, ging zum Telefon, um die Mordkommission zu verständigen.
Dort waren seit kurzem zwei neue Kommissare eingestellt, Franz Rubert und Mario Pfeiffer, die sich jetzt an diesem Fall profilieren sollten.
Franz Rubert war ein sehr konventioneller Mittevierziger, Mario Pfeiffer das totale Gegenteil, ein junger oftmals nicht zu bändigender Bursche,der hier seinen ersten Job nach dem Studium bekommen hatte. Beide kamen in einem vornehmen BMW vor dem Haus an, in dem der Mord passierte. Pfeiffer stieg zuerst aus und öffnete dann seinem älteren Kollegen die Tür der dann vornehmlich ausstieg, um dann vorauszueilen.
In der Wohnung angekommen, sah er, daß es sich hier um eine Familie handeln mußte, die es im Leben zu etwas gebracht hatte. Doch hatte er andere Dinge zu verrichten, als sich über die Wohnungseinrichtung Gedanken zu machen. Mit großen, festen Schritten ging er dem Polizisten nach, der inzwischen am Eingang angekommen war und nun die Kommissare zum Tatort führte. Dort begann Rubert sofort mit seiner Arbeit, während Pfeiffer die ersten Toten seines neuen Jobs erst einmal genauer betrachten mußte.
"Was ist los mit ihnen, Pfeiffer ? Haben sie noch nie eine Leiche gesehen oder was ? Und sie, sie machen, daß sie hier rauskommen, wir brauchen unsere Ruhe! Wir rufen sie, wenn wir sie benötigen." Mit diesen Worten drückte er die Nachbarn und den Polizisten hinaus und machte die Tür hinter sich zu. Mit einer Präzision, wie sie nur ein Profi besitzen konnte, untersuchte er den Tatort und fand nach längerem, gründlichen Suchen auch ein Messer, welches unter Umständen die Tatwaffe sein könnte. Pfeiffer stand neben ihm und beobachtete jeden seiner Schritte aufs genaueste, bis dieser ihn ansprach. "Bringen sie das aufs Revier und seien sie vorsichtig, das Ding ist spitz! Sagen sie denen dort, daß sie mal nach Fingerabdrücken suchen sollen!" Mit dieser Aufforderung gab er Pfeiffer eine Plastiktüte,in der sich das Messer befand, welches er gefunden hatte. Als Mario zum Auto ging, einstieg und dann den Motor anlies, jaulte dieser so laut auf, daß Rubert für einen Moment zusammenzuckte. Dann sprang er auf,rannte hinaus zum Auto und stieß Pfeiffer wütend heraus.
"Sind sie wahnsinnig geworden ? Das ist doch kein Sportwagen. Sie gehen jetzt da rein und gucken, ob sonst noch etwas verdächtig aussieht. Ich fahre jetzt zum Revier." Er hatte noch garnicht ausgesprochen, als er auch schon den Motor anließ, um dann Sekunden später hinter der nächsten Ecke zu verschwinden.
Kopfschüttelnd ging Pfeiffer zurück ins Haus, um seine Arbeit fortzusetzen, als er plötzlich eine Frau durch die Wohnung gehen sah. Sie trug ein Kopftuch, eine Schürze und war mit allerlei Putzzeugs unterwegs. Auch schien sie nicht mehr die jüngste zu sein,denn als sie sich zu dem Kommissar umdrehte, konnte man ihr faltenbesetztes, verschmitzt aussehendes Gesicht erkennen. "Was haben sie denn hier zu suchen?", fragte Pfeiffer erwartungsvoll. "Was ist denn los? Ist etwas passiert? Sie müssen wissen, ich putze regelmäßig einmal die Woche bei den Sommers,und gestern Abend bin ich nicht ganz fertig geworden und wollte jetzt meine Arbeit fortsetzen, als ich die offenstehende Tür sah." Die Frau schien sichtlich nervös, um so schwerer fiel es Pfeiffer, ihr die Wahrheit zu sagen. "Hören sie, Frau äh,äh", "Müller", "ah danke, also Frau Müller: Es wurde in der Nacht bei den Sommers eingebrochen und dabei wurde der Einbrecher wahrscheinlich vom Ehepaar Sommer entdeckt, die daraufhin ermordet wurden. Allerdings muß ich sie bitten, mir ihren vollen Namen, ihre Adresse und ihre Telefonnummer zu nennen, damit wir sie zurückrufen können, falls wir noch etwas benötigen, und dann würde ich sie bitten die Wohnung zu verlassen, da ich mit meiner Arbeit noch nicht ganz fertig bin." Frau Müller nannte ihm ihren vollen Namen und ihre Adresse. Ein Telefon besaß sie nicht. Danach ging sie benommen aus dem Haus, welches für sie ab sofort einer der schrecklichsten Plätze war und auch ihr späteres Leben entscheidend beeinflussen sollte.
Mittlerweile war auch Rubert im Polizeirevier angekommen und gab im Labor den Professoren das Beweismittel zur Begutachtung. Er selbst ging ersteinmal zur nächsten Imbissbude, um sich dort eine Currywurst zu holen und diese dann in einem Tempo zu verschlingen, wie man es noch nie zuvor sah. Kaum fertig geworden, ging er schnellen Schrittes wieder zurück zu seinem BMW, um zum Tatort zurückzukehren, wo ihn Pfeiffer mit einer erfreulichen Nachricht erwartete. "Rubert gut das sie kommen. Hören sie, offenbar haben wir es hier mit einem Laien von Einbrecher zu tun, denn er hatte es weder für nötig gehalten beim Öffnen des Fensters Handschuhe zu tragen, noch seine Fingerabdrücke im Nachhinein abzuwischen." "Das ist ja fanastisch! Machen sie alles sicher. Aber sagen sie, sonst ist ihnen nichts aufgefallen: Herausgezogene Schubladen? Gestohlene Hifi- oder Videogeräte? Garnichts?" Rubert schien offenbar noch etwas zu erwarten, aber außer den Fingerabdrücken war nichts, außer, daß sich im Schlafzimmer eine Visitenkarte von einem gewissen Walter Hofmeister, offenbar ein Kunde von Herrn Sommer, befand. Halbwegs zufrieden und vor allem müde verließen die Kommissare gegen 10 Uhr Abends ihren neuen Arbeitsplatz, um am nächsten Morgen die Fingerabdruckergebnisse und die Aussagen einiger Verdächtiger unter die Lupe zu nehmen.

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